Welche Vorteile bietet Latein als zweite Fremdsprache? Und ist Latein überhaupt machbar?
Latein als Sprache wird heute nur von wenigen gesprochen. Aber lateinische Wörter gehören zum Alltag. Es lohnt sich daher, diese Wörter in der Schule systematisch zu lernen, im Lateinunterricht.
Latein bringt unmittelbaren Nutzen, täglich.
Du bist auf einem Gymnasium. Ansonsten würdest Du dich nicht fragen, ob Du Latein oder Französisch wählen solltest. Du willst später einen guten und anspruchsvollen Beruf ergreifen. In jedem dieser Berufe spielt Englisch heute eine große Rolle. Englisch ist voll von lateinischen Fremdwörtern. In der Alltagssprache und erst recht im Fachvokabular jedes Berufs. Mehr dazu in Wie viel Latein steckt im Englischen?
Auch im Deutschen gibt es reichlich lateinische Fremdwörter. In der Umgangssprache nicht so viel wie im Englischen. Aber in den Fachsprachen aller Studienfächer ist viel Latein drin. Mehr dazu Wie viel Latein steckt im Deutschen?
Meiner Meinung nach müssen sich alle Argumente für Französisch daran messen lassen.
Aber es gibt noch weitere Vorteile:
Latein schult das logische Denken.
Latein ist eine sehr logisch und systematisch aufgebaute Sprache. Sich damit zu beschäftigen, schult das sorgfältige und gezielte Denken. Beim Übersetzen von Latein hast Du genug Zeit zum Nachdenken und zum Abwägen von Alternativen.
Die klassischen Lateiner wie Cicero haben eine Vorliebe für kunstvoll gewebte Satzgefüge. Es braucht eine Weile, diese Sätze auseinanderzunehmen, durchzurechnen und zu ermitteln, wie die Teile zueinander in Beziehung stehen. Aber dies ist logisch, man kann das ausrechnen. Und die zu übersetzenden Texte sind vergleichsweise kurz. Du wirst auf Latein nie einen Text von 2 DIN-A4-Seiten bekommen, um davon auf Latein eine Zusammenfassung zu schreiben. (Auf Englisch oder Französisch kann dir das in der Oberstufe aber passieren.)
Wer Spaß an Rätseln, am Rechnen, am Überlegen hat, wird daher mit Latein gut zurecht kommen.
Latein schärft den Blick auf die europäische Geschichte
Das römische Denken und das römische Recht hat Europa tiefgreifend geprägt. Mehr als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Eine Auseinandersetzung mit Latein verschafft damit auch einen neuen Blick auf die Gegenwart. Humanismus und Aufklärung wären kaum denkbar gewesen ohne die Renaissance, auf die “Wiedergeburt” der Antike. Wer sich für Geschichte und Geschichten Europas interessiert, wird im Lateinunterricht vieles finden, was sich zu lernen lohnt.
Latein schafft eine gute Grundlage für andere Sprachen
Latein hat eine ganze Reihe von Tochtersprachen hervorgebracht. Darunter an erster Stelle Spanisch mit 400 Millionen Muttersprachlern in Spanien und in Lateinamerika. Auch Französisch und Italienisch stammen von Latein ab. Wer Latein kennt, wird alle Tochersprachen leicht lernen können. Ich fand es im Italienurlaub interessant, viele Beschriftungen in den Läden recht gut verstehen zu können, ohne je Italienisch gelernt zu haben. Ähnlich ist es bei Spanisch.
Ich gebe zu, Sprachen sind mein großes Hobby. Daher kann ich mich dafür begeistern. Allerdings muss ich zugeben, dass es kein schlagendes Argument für die Sprache X ist, dass man die Sprache Y anschließend leichter lernen kann. Wer die Sprache Y dringend braucht, der kann sie auch gleich direkt lernen.
Zum Vergleich: Gründe für Französisch.